Es ist meine eigene kleine Tradition am Ende des Jahres meine Learnings zusammenzufassen, für mich zu reflektieren und meine Erkenntnisse mit euch zu teilen. 2023 war so intensiv wie kein Jahr zuvor. Höhen und Tiefen lagen nah beieinander und haben mich als hochsensiblen Menschen gefordert. Trotzdem durfte ich wieder eine Menge über mich und andere lernen.
1."Working Mom" zu sein, ist verdammt hart
Ich gebe zu, ich habe mir das alles einfacher vorgestellt. Ein bisschen arbeiten, ein bisschen Kind hüten und ein bisschen Haushalt nebenbei. Ja, willkommen in der Realität, Lisa. Seit Februar, also ein halbes Jahr nach der Geburt unseres Sohnes, habe ich wieder zu arbeiten begonnen. Das Fotografieren hat mir gefehlt und auch der soziale Kontakt zu meinen Kunden. Für mich ist das Fotografieren zu meiner Auszeit geworden, die mir sehr, sehr gut tut. Was mir aber weniger gut tut, sind Tage, an denen ich von 05.00 Uhr morgens bis 22.00 Uhr abends ohne Verschnaufpause Kinderbetreuung, Fotoshooting, Essen kochen, Babysitter organisieren, Spielen und Bilder bearbeiten muss. Und das wochenlang. Ohne Pause. Ich glaube schon, dass ich ein Mensch bin, der gerne und viel arbeitet und auch viel aushält, aber das hat mich dieses Jahr vor allem auch mental fast in die Knie gezwungen. Vor allem die Abende vor dem PC von denen du vom Bildschirm direkt ins Bett wanderst zehren enorm. Und wenn ich dann einmal Zeit zur Verfügung habe, bin ich so dumm und packe mir diese wieder voll. Weil man muss diese Zeit ja gut nutzen, sonst ist es verlorene Zeit und man würde sonst erst recht merken, wie kaputt man ist, deshalb einfach weiterrödeln. Ich nenne es inzwischen wirklich dumm, denn ich weiß, dass meine Kreativität erst recht zurückkommt, wenn ich „nichts“ tue, wenn ich Zeit habe, wenn ich mich treiben lasse. Aber wann hat man als Mama schon diese Zeit? Ich kann inzwischen nur so viel sagen: Man muss sie sich erkämpfen. Man muss dafür einstehen. Man muss reden und optimieren. Und ehrlich sein. Zu sich selbst und zu seinem Partner. Achja und sein schlechtes Gewissen abzulegen hilft ungemein. Ich glaube, dass es viele Mamas dort draußen gibt, die so empfinden, aber nur die Wenigsten reden darüber. Über ihre mentale Gesundheit. Als Mama. Weil es heute so scheint, als müsste man jeden Tag mit seinen Kindern in vollen Zügen genießen. Was ich natürlich tue und ich liebe meine Mamarolle, aber es gibt eben auch die Seite, die verdammt hart ist. Beides darf sein. Und wenn es einem selbst besser geht, geht es auch allen anderen drumherum besser…
2. Um Hilfe bitten muss man lernen
Ich bin eine Meisterin darin, alles selbst zu machen bzw. machen zu wollen. Aber ich musste dieses Jahr auch eingestehen, dass ich nicht alles alleine machen kann. Dass ich manchmal einfach Hilfe brauche. Dass es alleine vielleicht geht, aber es mir nicht gut geht, wenn alle Last auf mir alleine liegt. Und dabei geht es manchmal um die kleinen Dinge. Einfach mal alleine fünf Minuten am Badboden sitzen und dumm schauen. Einfach einmal kurz frische Luft schnappen. Alleine. Einfach einmal ein wichtiges Telefonat führen können, ohne ein nörgelndes Kind am Hosenbein zu haben. Einen Arzttermin wahrnehmen, ohne dass das Kind auf dem Schoß sitzt, während dir der Frauenarzt ins gelobte Land schaut. Es ist alles machbar. Aber Vieles wäre mit Hilfe einfacher. Ich glaube unsere Welt wäre eine bessere, wenn wir uns wieder mehr gegenseitig helfen würden, uns gegenseitig unterstützen. Egal, ob Freundinnen, Familie oder Fremde.
3. Werte sind wertvoll
Dieses Jahr musste ich mich auch von meinem Stiefvater verabschieden, der die Reise zum Regenbogen angetreten hat. Was ich daraus gelernt habe ist, dass das Erbe, auf was es ankommt nicht monetär zu bemessen ist, sondern das, was wesentlich ist, die Werte und die Lebensphilosophie ist, die man seinen Kindern mit auf den Weg gibt. Die Art und Weise, wie man auf die Welt blickt, wie man miteinander umgeht, wie man mit schwierigen Situationen umgeht, wie man sein Leben meistert. Es sind die Geschichten und Erfahrungen, die man miteinander teilt, die in Erinnerung bleiben und die durch kein Geld der Welt bemessen werden können. Das ist das Erbe, das unsere Kinder einmal antreten werden. Wir sollten vielmehr darauf achten, wie wir reden über uns und über andere, wie wir miteinander umgehen, wie wir denken und handeln. Das ist das Wertvollste, was wir unseren Kindern einmal mitgeben können.
4. Es kommt nicht auf die Highlights an, sondern auf die vielen kleinen Momente
In unserem diesjährigen Adventskalender wurden wir als Paar gefragt, was unsere Highlights des Jahres waren. Berndi antwortete: „Mit unserem Kleinen ist jeder Tag ein Highlight.“ Und das stimmt. Jeden Tag passiert etwas, was einen zum Lächeln bringt. Jeden Tag entdeckt man etwas Neues – am Kind oder an sich. Jeder Tag ist ein Abenteuer, auf dass man sich einlässt. Jeder Tag hat mindestens einen schönen Moment – ein echtes Highlight. Eine Mama sagte mir mal beim Shooting auf die Frage, was das Schöne am Mamasein sei, dass man als Eltern Momente wieder viel intensiver wahrnimmt. Geburtstage. Weihnachten. Ostern. Den Zoobesuch. Das erste Eis des Jahres. Das Wasser, das denn Inn runterrauscht. Der Vogel vorm Fenster. Zeit. Und das kann ich nur so bestätigen. Alles ist intensiver. Die Wahrnehmung. Die Gefühle und Emotionen. Die Dankbarkeit für kleine Dinge. Eben all die Momente, die das Leben mit Kindern so einzigartig machen.
5. Es ist ok so, wie es ist
Ich habe einige Jahre Leistungssport betrieben, in denen es immer wichtig war, ein Ziel vor Auge zu haben. In der Schul- und Studienzeit arbeitet man auf seinen Abschluss hin, dann sucht man sich den ersten Job, vielleicht noch einmal einen anderen, dann habe ich mich selbstständig gemacht, wollte damit mein Geld verdienen. Ich habe alles geschafft, habe meine Ziele erreicht, habe mir neue gesetzt, weil ich etwas unbedingt wollte. Aber seit einiger Zeit merke ich, dass ich keine neue Vision mehr habe, kein Ziel vor Augen, beziehungsweise scheinen mir die Ziele, die ich mir vielleicht insgeheim wünschen würde, schier mit Kind und der verfügbaren Zeit nicht machbar. Das hat mich dieses Jahr in meinem Kopf stark herausgefordert. Zu akzeptieren, dass es nicht vorwärts geht, dass irgendwo - für mich - Stillstand herrscht, vor allem im Business. Ich selbst merke keine Schritte mehr vorwärts und das ist für mich nur ganz schwer auszuhalten. Viel geholfen hat mir hier mein Partner, der mit immer wieder gesagt hat: „Es gibt einfach Zeiten, da geht es nicht vorwärts und muss es auch nicht. Es ist okay so, wie es ist.“ Zu akzeptieren, dass man zu K.O. ist, um abends Bilder zu bearbeiten, zu akzeptieren, dass das Kind eben nicht noch einmal ohne einen einschläft, damit man selbst noch kurz etwas erledigen kann, zu akzeptieren, dass man Dinge, auf die man sich lange gefreut hat, nicht machen kann, weil wieder irgendetwas dazwischen gekommen ist. Aber ich habe gelernt Situationen so zu nehmen, wie sie kommen. Ich habe gelernt zu akzeptieren. Und ich habe gelernt, dass es okay so ist, wie es ist.
Und das ist auch ein Punkt, warum es für mich keine Neujahrsvorsätze gibt, denn alles ist ein ständiger Prozess. Ein an sich arbeiten, um sich wohl zu fühlen und zufrieden zu sein. Das ist für mich Arbeit und Vorsatz genug – egal, zu welcher Jahreszeit. Was wir als Familie aber immer machen ist, uns Leitworte aufzuschreiben, die wir präsent in unsere Wohnung hängen. Worte, die uns wichtig sind.
Für 2024 lauten meine Worte: Genießen. Geduld. Freude.
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