Ein Mädelsroadtrip durch Südafrika

Irgendwann kommt bei mir immer der Moment, indem ich unglaublich Fernweh bekomme. Nicht, weil ich nicht gerne Zuhause bin, sondern vielmehr, weil ich einen Tapetenwechsel brauche. Manchmal benötigt man Abstand, um wieder klar denken zu können, man muss sich mit etwas anderem beschäftigen. um seinen Fokus wieder zu finden und man sollte Neues kennenlernen, um seinen Horizont zu erweitern.
Bereits nach meinem Studium bin ich für drei Wochen nach Afrika und als ich damals in den Flieger zurück stieg, wusste ich, dass es nicht das letzte Mal war, dass ich dort war. Dieses Mal sollte es Südafrika werden, denn es ist ein Land, dass man auch alleine bereisen kann. Wenn man seinen Plan allerdings einigen Leuten erzählt, dann habe ich meistens gehört "Ist das nicht zu gefährlich?", "Passt auf euch auf", "Was, ganz alleine?" und von all denjenigen, die das Land bereits besucht hatten, habe ich Folgendes gehört: "Du musst einige Regeln beachten, aber ansonsten ist es ein traumhaft schönes Land." Was ich gelernt habe? Manchmal sollte man sich erst mit eigenen Augen von etwas überzeugen, bevor man all die Geschichten glaubt, die man irgendwo liest und hört. Ja, man sollte einige Regeln beachten. Ich habe z.B: meine Kamera immer in einem Stoffbeutel getragen, wir waren immer bei Dunkelheit Zuhause (o.k. fast^^), wir haben unser Auto immer von innen verriegelt, nie sichtbar irgendwas liegen lassen, hatten nie viel Bargeld dabei, haben keinen Schmuck getragen und immer unsere Gastgeber nach VErhaltensregeln befragt. Ich denke, passieren kann überall was, aber was wir gelernt haben ist, dass es auch in diesem Land super hilfbereite Menschen gibt, die einem z.B. beim Reifenwechseln helfen. Wichtig dabei ist, immer auf sein Bauchgefühl zu hören und Orte zu verlassen, an denen man sich nicht wohl fühlt und ja, auch die gab es. Drei Wochen in wenigen Worten zusammenzufassen ist schwer - vorallem für mich. Aber ich versuche ein paar der Dinge hier aufzuschreiben, um euch zu zeigen, dass dieses Land definitiv eine Reise wert ist.
1. Kapstadt - Zum eingewöhnen
Vom Flughafen aus ging's direkt mit dem Mietauto in Richtung Downtown. Achtung: Linksverkehr. Aber daran gewöhnt man sich tatsächlich sehr schnell, trotzdem würde ich Automatik empfehlen. Unsere erste Unterkunft lag direkt beim Fußballstadtion und war der perfekte Ort, um die Stadt zu Fuß zu erkunden. Auf alle Fälle sollte man in Kapstadt gut Essen gehen, denn man kann sich dort auf Sterneniveau für wenig Geld verköstigen lassen. In ganz guten Restaurants muss man bis zu zwei Monate vorher reservieren, was sich aber auf jeden Fall lohnt (Empfehlung: Canteena Warehouse- > keine Reservierung und hervorragendes Essen! Tanja, ich sag nur: Lemon Posset) . Um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen sollte man sich einfach von einem Hop-on-Hop-off-Bus durch die Stadt fahren lassen und man kommt damit auch extrem weit ins Umland, so dass man nicht einmal unbedingt ein Mietauto bräuchte. Camps Bay (Hout Bay kann man sich sparen), Kirstenbosch, Wale beobachten und die Waterfront hatten wir also gleich zu Anfang abgehakt. Besonders schön fand ich es in der Old Biscuit Mill, Ein kreativer Ort mit hippen Stores und Cafés. Überhaupt gibt es in jedem südafrikanischen Dort ein hipperes Café als in Mühldorf. Das deprimiert mich immernoch sehr. Vielleicht muss ich das selbst irgendwann ändern. Was wir auch gleich gelernt haben ist, dass einkaufen auch im Dunkeln gut funktioniert, denn in Südafrika wird oft der Strom abgestellt, um Wasser zu sparen und manchmal kapitulieren dann auch die Notstromaggregate und man geht eben ohne Essen wieder nach Hause. Gleich in den ersten Tagen lernt man so, dass Dinge, die wir für ganz normal halten, wie Strom, Internet und Wasser, hier zu etwas Besonderem werden, Ein toller Tipp ist auch noch der Strand Llandudno, Sieht aus wie auf den Seychellen, wenn nicht das Wasser a.... kalt wäre.
2. Kommetje (ausgesprochen Kommeckie) - Mein Lieblingsplatz
Mein Ort. Hier würde ich gerne im Winter wohnen. Nur so ein kleines, nettes Häuschen am Strand würde schon reichen. Hier hat's mir "daugt", wie wir in Bayern so schön sagen. Der Ausritt am Strand von Nordhoek war mein absolutes Highlight des Urlaubs (Tipp: Imhoffs Farm -> toller Ausritt und schöne Farm mit Kunsthandwerk und super Restaurant). Damit habe ich mir einen kleinen Mädchentraum erfüllt und das Galoppieren am Strand hat mich übers ganze Gesicht strahlen lassen. Ein Moment, den ich niemals vergessen werde. Außerdem hab ich Tanja wieder mit dem Reiten angefixt, so dass wir insgesamt 3x waren ;-) Von Kommetje aus kann man wunderbar einen Ausflug zu den Pinguinen nach Simon's Town machen und einen Ausflug ans Kap. Plant hierfür ruhig Zeit ein, denn es gibt dort wunderschöne Wandertouren im Nationalpark (das haben wir leider zu spät gecheckt). Von der Küste aus kann man dann nicht nur Windsurfer beobachten, sondern auch Robben, die mit den Wellen spielen.
3. Pringle Bay - Unser Geheimtipp
Über Muizenberg mit den bunten Strandhäuschen, ging es in das verschlafene Örtchen Pringle Bay und was soll ich sagen, wir haben uns sofort verliebt - und das nicht nur, weil wir die beste und schönste Unterkunft mit der liebsten Gasgeberin überhaupt hatten. (Auf jeden Fall die Küstenstraße zwischen Summerset West und Pringle Bay fahren, sie ist unglaublich schön!) Unser Avocado-/Thunfischtoast zum Frühstück hat mit dieser Aussicht gleich noch besser geschmeckt. Das Örtchen wirkt auf den ersten Blick fast ein bisschen unscheinbar und amerikanisch, aber alleine der Weg zum Strand ist fantastisch! Aufpassen muss man nur auf die Baboons, nicht dass man auf einmal 17 Affen im Zimmer hat, so wie es unserer Gasgeberin kurz zuvor ergangen ist. Von dort aus ging es auch nach Hermanus, der Walhauptstadt, auch wenn an diesem Tag einfach garnix zu sehen war, hat uns der Tag wieder eine andere Seite von Südafrika gezeigt. Auf dem Weg sieht man aber allerdings auch, wie trocken das Land ist, denn ca. 50 Häuser sind durch einen Waldbrand, ausgelöst durch eine Silvesterrakete, einfach niedergebrannt. Ratzeputz.
4. De Hoop - Dünen so weit das Auge reicht.
40 km "unpaved" oder besser gesagt 40 km Schotterpiste mussten wir mit unserem kleinen, feinen Toyota Yaris überwinden, um in dieses kleine Naturreservat zu kommen. Dort erwarteten und die ersten Tiere, aber auch unfassbar schöne Natur. Zudem ist das Essen wieder hervorragend und die kleinen Hütten wirklich niedlich. Auch wenn wir uns lange nicht einig waren, was wir davon halten sollen und ob es den Weg wert war, würde ich heute mit ein bisschen Abstand sagen, dass man dieses kleine Naturreservat durchaus besuchen sollte.
5. Plettenberg Bay
Auf dem Weg noch kurz einen Stopp in Knysna eingelegt, ging's ab nach Plettenberg. Dort hatten wir eigentlich fast unseren längesten Aufenthalt, leider in einer Unterkunft. die uns nur mäßig zugesagt hat, weil sie direkt an einer Hauptstraße lag und die Ameisen ihren Haufen direkt an der Eingangstür gebaut haben. Und der "Central Beach" war genau das Gegenteil von dem, was wir haben wollten. Statt ein bisschen zu rasten, haben wir also unsere Tage vollgepackt, sind durch wunderschöne Robberg Reserve gewandert (unbedingt in der Früh mit viel Wasser im Gepäck gehen, sonst verbrennt man!), haben die Affen im Monkeyland besucht und eine Wanderung in Wilderness zum Wasserfall zusammen mit 1.000000 Mosquitos gemacht.
6. Jeffrey's Bay
Viel besser hat es uns da in Jeffrey's Bay gefallen, einer Stadt, die vor allem durch ihre Surfstrände bekannt ist. Zwar hatten wir hier auch unseren "schlimmsten" Tag, mit einem Platten auf einem Parkplatz (Gott sei Dank haben wir es dort bemerkt und haben einen netten Mann getroffen, der uns geholfen hat und sich anschließend über das Trinkgeld seines Lebens gefreut hat) und einem anschließenden Ausritt, der zwar von der Natur aus wahnsinnig schön war, aber sowohl der Guide als auch die Pferde und die Sättel furchtbar waren. Unsere kompletten Ober- und Unterschenkelinnenseiten waren anschließend blau und die allergische Reaktion von Tanja haben den Tag nicht besser gemacht. Nur damit ihr seht, dass auch in drei Wochen einmal etwas nicht perfekt läuft ;-). Ein Tag zum abhaken. Trotzdem war eine wunderschöne Unterkunft mit Dachterasse, die wir zum Morgensport genutzt haben (und ich mir mal wieder einen fetten Sonnenbrand geholt habe). Tanja kam noch auf die Idee gerne Skydiven zu wollen. Wir haben den Flughafen gesucht...und gefunden... eine Blechhütte. Sie hat es sich anders überlegt. Außerdem ist Jeffrey's Bay ein super Ort, um bei Billabong und Co. einzukaufen, denn die haben dort alle ihre Outlets.
7. Addo - Meine erste Reitsafari
Über den Tsitsikama Nationalpark und einer Canopy Tour durch die Baumwipfel mit anschließender kleiner Wanderung zum "Look Out Point" - das Anstrengendste, was wir in drei Wochen gemacht haben, denn tags zuvor haben wir uns noch über die Leute lustig gemacht, die Mittag wandern gehen, jetzt waren wir genau diese) ging es zum Addo Elephant Park - unserem Turning Point. Übrigens sind die Straßen in Südafrika bestens ausgebaut und besser und sicherer als viele der Straßen in Deutschland. Ich muss sagen, dass wir dort zwei GameDrives (Safaris) gebucht hatten, die eher enttäuschend waren von der Anzahl an Tieren, die man gesehen hat, was aber einfach er absolute Hammer war, war die Reitsafari. Guide mit geladener Waffe voraus, wir hinterher. Die Pferde unglaublich brav, gut zu reiten und gut genährt. Und auf einmal standen wir da vor 50 Elefanten. Ich auf dem Pferd. Unfassbar. Elefanten können nicht weiter als 40m sehen und hören, aber sie können dich riechen und als und der Elefantenbulle uns dann bemerkte und sich aufblähte, haben wir dann vorsichtshalber auch den Rückzug angetreten. Ein unglaubliches Erlebnis. Natürlich gab's auch noch ein paar Kudus, Zebras, Elefanten, Löwen (gaaaaanz in der Ferne), Pumbas und Büffel zu bestaunen. Man kann in diesem Park wirklich auch super alleine rumfahren und sich seine eigene Route suchen und dann braucht man natürlich immer auch einfach noch ein bisschen Glück.
8. Oudtshoorn - Die positive Überraschung
Die wunderschöne Route 62 durch die kleine Karoo führte uns bei 37 Grad (sonst hatte es übrigens IMMER 26 Grad, auch wenn es sich meistens nach mehr anfühlte) über Ronny's legendären Sex Shop in die Straußenhauptstadt Oudtshoorn. Auf Rat unserer Gastgeberin Louise gingen wir zum Essen auf das Olivengut Surval und durften dort die leckerste Olivenvorspeise der Welt essen, sowie ein ordentlichen Straußensteak genießen. Am nächsten Tag starteten wir dann auf die Berluda Oustrich Farm mit einer tollen Führung und einem beeindruckendem Erlebnis auf der "Straußengeburtstation". Wirklich ein toller Ort, an dem man einiges erleben kann und der uns positiv überrascht hat. Ui...und ich hatte meine erste Polizeikontrolle meines Lebens erfolgreich überlebt.
9. Robertson - Allein im Nirgendwo
Also wenn ich nicht geistesgegenwärtig ein winziges Schild am Rand entdeckt hätte, würden wir unsere Unterkunft wahrscheinlich immernoch suchen. Wir waren wirklich ab vom Schuss. Jeden Meter habe ich gebetet, dass unser Ersatzreifen durchhält und wir hatten wahrscheinlich die lustigste Autofahrt des ganzen Urlaubs.
10. Stellenbosch - My little farm
Ach, wie lieb war dieses Fleckchen Erde. Unser Zimmer bei den Besitzern der Essig-Farm war einfach super. Die Tiere drumherum total nett und Stellenbosch an sich eine wunderbare Studentenstadt mitten in den Weinfeldern. Das Essen im Weingut Babylonstoren war das Erste, was wir für diesen Urlaub gebucht hatten und es war ganz fantastisch. Die Philosophie des Guts, nur auf den Teller zu bringen, was sie selbt anbauen, finde ich toll. Kilometerlange Plantagen und Obst- und Gemüsegärten zieren das Gut. Der hauseigene Wein übrigens auch hervorragend.
11. Kapstadt - Der Abschluss
Und bis man schaut, ist man wieder zurück von einer unfassbar vielfältigen Reise. Weil wir unbedingt den Chapman's Peak (eine der angeblich schönsten Küstenstraßen, die anfangs gesperrte war) fahren wollten, sind wir nochmal in Richtung Nordhoek gestartet. Aber wir waren beide davon sehr enttäuscht und sind dann dafür nochmal in Kommetje an den Strand, um langsam Abschied zu nehmen. Regen machte sich breit. Ein Geschenk für Südafrika, denn das Land leidet unter starker Trockenheit und mehr als eine fünf Minuten Dusche war nie drin. Alleine aus Respekt gegenüber dem Land. Übrigens sollte uns der Tafelberg immernoch einen Strich druch die Rechnung machen, denn war es anfangs zu windig, war es jetzt zu wolkig. Dafür fuhren wir zum Abschluss noch auf den Signal Hill, um wenigstens einen der drei Berge von oben gesehen zu haben (Lion's Head war wegen eines Waldbrandes gesperrt). Ein Spaziergang durch das bunte Boo-Kap-Viertel lies die Kamera noch einmal glühen.
Südafrika ist ein Land der Gegensätze: Traumhafte Villen stehen nicht weit vom nächsten Township. Ein Anblick, an den man sich zwangsweise gewohnen muss, der aber jedes Mal unfassbar schwer fällt und einen immer wieder ins grübeln bringt, wie es sein kann, dass Menschen überhaupt in solchen Bedingungen leben müssen. Die Kluft zwischen Weiß und Schwarz immernoch spürbar. Kinderaugen, die dich hungrig ansehen und nach Essen fragen, Menschen, die im und vom Müll leben, aber eine Satellitenschüssel am Dach haben. Kriminalität, die vor allem Nachts das Leben einschränkt gegenüber der Lebensfreude, die die Menschen am Tage ausstrahlen. Was mich beeindruckt ist, dass sie viel zufriedener sind, als viele bei uns, wo sie Nichts haben und wir beinahe Alles.
Irgendwann dämmerte mir auch, warum mich dieses Land von Anfang an so begeistert hat. Es spiegelt genau das wieder, was mir wichtig ist und was mich antreibt: Zufriedenheit, Freiheit & Gelassenheit. Es ist ein Land mit endlosen Weiten, die dir die Freiheit vermittelt und ein Land in dem man gelassen in den Tag startet. Übrigens habe ich seither meine Morgenroutine verändert, stehe früher auf und nimm mir erstmal Zeit für eine Runde Yoga, bevor es an die Arbeit geht. Ich kann es euch nur empfehlen, denn es tut unglaublich gut. Nicht zuletzt ist da diese unglaubliche Natur, die so vielfältig und atemberaubend schön ist. Man kommt aus den "ohhhhs" und "ahhhhhs" gar nicht heraus und betrachtet an manchen Tagen nur unglaubig diesen "Kitsch". Dieses Land fühlt sich so vertraut an, wie ein Zuhause. Und wie beim letzten Mal weiß ich auch dieses Mal: Ich komme wieder.
