Es gehört wohl zu den spannendsten und schönsten To-Do's auf jeder Liste der Hochzeitsvorbereitungen. Aber wie findet man denn nur das eine, das perfekte Hochzeitsoutfit?
Ich bin mir sicher, dass Nicola Hahn, Stylistin und ehemalige Schulkollegin von mir, in ihrem Gastbeitrag wertvolle Tipps für dich bereit hält. Egal, ob du selbst auf der Suche nach deinem Kleid bist oder deine beste Freundin, deine Schwester oder Tochter bei dieser einmaligen Reise begleiten darfst, lies doch mal rein.

Gastbeitrag von Stylistin Nicola Hahn

Die Frage des Brautkleides
Eine Hochzeit ist ein (hoffentlich) einmaliges Erlebnis, zu dem sowohl die Braut als auch der Bräutigam natürlich wunderschön ausschauen möchten. Ein Moment, in dem man seinem/r Liebsten in Erinnerung bleibt.
Die Wahl des richtigen Outfits für die Hochzeit spielt dabei eine ganz bedeutende Rolle, vor allem die Wahl des Brautkleids – es ist eine der schönsten Aufgaben für die Braut.
Sollte es zumindest sein.
Allerdings gibt es so viel Auswahl an Brautkleidern, dass man sich schnell mal überfordert fühlen kann, welches Kleid man denn nun wählen soll.
Brautkleid oder Zweiteiler
Es gibt ganz viele unterschiedlichen Schnitte und Stilrichtungen, Stoffe und tatsächlich auch Farben.
Im ersten Schritt kannst du dich erstmal entscheiden, ob du ein einteiliges oder mehrteiliges Brautkleid oder Hosenanzug möchtest.
Worin sie sich unterscheiden: Ein einteiliges Kleid ist oft leichter zu finden, aufwendiger in der Herstellung und meist auch mit mehr Details versehen als ein Zweiteiler. Dadurch entstehen allerdings auch mehr Kosten, da die Herstellung eines Hochzeitskleids sehr aufwendig ist und trotz Kauf von der Stange, noch angepasst werden muss.
Ein zweiteiliges Hochzeitskleid oder auch Hosenanzug besteht aus Rock/Hose und Oberteil. Der Vorteil besteht darin, dass die Einzelteile (vor allem das Oberteil) auch zu anderen Anlässen getragen werden kann. Es ist also nicht nur für eine einmalige Gelegenheit ausgelegt und deshalb etwas nachhaltiger. Das Gleiche gilt für das Unterteil. Obwohl ein auffälliger Rock aus z.B. Tüll eher seltener nochmal getragen wird, kann zum Beispiel eine Hose in weiß auf einem festlichen Anlass zum Einsatz kommen, wohingegen ein Brautkleid dafür ungeeignet ist.
Zweiteiler sind mittlerweile auch immer mehr im Kommen und gibt es daher auch oft mit schönen Verzierungen, wie Spitze, Tüll und Pailletten. Da die Anpassung an die Trägerin meist nicht so aufwendig ist, fällt auch der Kauf eines Zweiteilers günstiger aus als ein Brautkleid. Hier aber das größte Manko: die perfekte Kombination finden. Denn oft gefällt vielleicht der Rock, aber nach dem perfekten Oberteil sucht man lange. Außerdem ist auch die Produktion von Brautkleidern konventioneller als Zweiteiler in größeren Mengen anzufertigen.
Aber egal, ob Brautkleid oder Zweiteiler, um die Suche nach dem perfekten Outfit kommt keiner drum rum. Es hilft jedoch, seine Auswahl einzuschränken und sich schon mal Gedanken zu machen, ob man einen Einteiler, Zweiteiler, Hosenanzug oder auf jeden Fall Kleid/Rock möchte.

Die Stilrichtung
Hast du dich also entschieden, einen Hosenanzug oder generell eine Hose mit Oberteil zu wählen, so fällt die Auswahl oft auch schon in eine Stilrichtung. Hosenanzüge bzw. Jumpsuits gibt es vor allem sehr clean und schlicht gehalten. Eine weiße Hose, meist weiter geschnitten (Palazzo- /Marlene- / Culotte- /Karotten-Schnitt) dazu oft ein recht schlichtes elegantes Oberteil, auch mal mit ein bisschen Spitze und Pailletten besetzt.
Tolle Hochzeits-Hosenanzüge findest du z.B. hier:
Bei Kleidern gibt es da schon wieder eine viel größere Auswahl an Stilrichtungen. Es gibt zum Beispiel typische Prinzessinnen-Brautkleider, die sich vor allem durch einen weiten ausgestellten Tüll Rock auszeichnen, meist mit viel Pailletten und Spitze besetzt. Immer moderner werden gerade Boho-Brautkleider, die oft weiter Ärmel haben oder das Oberteil hauptsächlich aus Spitze besteht wohingegen der Rockteil eher schlichter gehalten ist. Die sogenannten „Mermaid“-Kleider sind vor allem im Rockteil besonderer, denn der Rock weitet sich erst ab kurz oberhalb des Knies und ist sonst am restlichen Körper sehr eng anliegend. Daher trägt das Kleid auch den Namen Mermaid (= Meerjungfrau), da der Rock Ähnlichkeiten zur Flosse einer Meerjungfrau aufweist.
Außerdem gibt es noch Vintage Brautkleider, die zum Beispiel Details aus den 20er Jahren oder Details aus dem Barock aufweisen.
Wenn man sich bei den Kleidern für eine Stilrichtung entscheiden kann, ist es schon leichter, die Auswahl etwas einzuschränken und gezielt nach dem Traumkleid zu suchen.
Hier findest du eine Übersicht der Stilrichtungen:

Der Schnitt
Viele Stilrichtungen haben schon ihren ganz eigenen Schnitt. So ist zum Beispiel ein weiter ausgestellter Rock typisch für ein Prinzessinen-Kleid. Man kann jedoch auch noch unterscheiden, ob man ein Kleid mit Träger oder Ärmeln möchte oder ganz trägerlos sein soll.
Ein trägerloses Kleid besteht nur aus einem Korsett und endet oberhalb der Brust. Es legt sozusagen das komplette Dekolleté, Schultern und Arme frei.
Trägerkleider bestehen aus entweder Korsett-Kleidern mit Spaghetti-Trägern, also dünnen Trägern, oder aus breiteren Trägern aus Tüll und Spitze.
Viele Frauen fühlen sich schnell unwohl in Träger-Kleidern, da manche vielleicht ihre Arme nicht mögen oder Schultern nicht so präsent sein sollten. Hier empfehle ich ein Kleid mit Ärmeln, diese können zum Beispiel nur angeschnitten sein (das heißt nur knapp über die Schultern gehen), ein normaler Kurzarm-Ärmel sein (gibt es zum Beispiel auch mit leichten Tüll Ärmeln, die locker fallen) , ¾ Ärmeln (meist eng anliegend aus Spitze) oder Langarm-Ärmel (entweder als Trompeten-Ärmel, eng anliegenden Spitzen-Ärmel oder Balon-Ärmel aus Tüll).
Zudem kann man auch die Rocklänge seines Kleides wählen. Typisch ist natürlich bodenlang, diese gibt es aber ganz einfach oder sogar mit Schleppe, das heißt der hintere Teil des Rocks ist länger und schleift dadurch ein bisschen üben den Boden. Hin und wieder findet man auch Kleider in kürzeren Varianten, diese sind meist in Midi-Länge und enden auf Höhe der Waden. Brautkleid-Etuit-Kleider gibt es sogar auch in Knielänge oder in Mini-Länge.
Wenn du dich schon etwas ausschließen möchtest, ist das leichter beim Brautmoden-Kleid zu kommunizieren. Falls du dir zum Beispiel mit der Ärmellänge unsicher bist, probiere ein paar unterschiedliche Varianten aus und achte auf dein Gefühl, worin du dich am wohlsten fühlst, denn das Wohlfühlen ist vor allem auch bei der Hochzeit das A und O, schließlich trägst du dieses Kleid meist den ganzen Tag und möchtest darin strahlen und dir nicht immer denken „Oh je, sieht man da dieses oder jenes, hier zwickt, ich muss immer zupfen, der Träger rutscht“ usw.

Die Stoffe
Bei der Stoffwahl ist gar nicht so viel zu beachten und ich würde auch sagen, fast ein bisschen nebensächlich. Wenn man das perfekte Kleid gefunden hat, fragt man selten nach dem Stoff. Die meisten Kleider bestehen aus Tüll, Seide, Pailletten, Spitze und Polyester. Preislich gibt es natürlich viele Unterschiede. Dabei kommt es vor allem darauf an, wie hochwertig die Stoffe sind. Ist es zum Beispiel reine Seide und hochwertige Spitze, können die Kleider schon mal 4- bis sogar 5-stellig ausfallen. Brautkleider sind meist Handanfertigungen und auch dabei gilt, je mehr mit Pailetten, Tüll und Spitze versehen ist, umso aufwendiger die Herstellung und damit umso teurer das Kleid.
Jedoch ist es schwieriger sein Kleid nach den Stoffen auszuwählen, als nach der Preis Kategorie. Daher sollte man sich unbedingt vorab ein Budget setzen und abklären, in welchem Preis-Rahmen sich das jeweilige Brautmoden-Geschäft befindet, damit man am Schluss nicht ein Traumkleid trägt, das den Rahmen des Budgets bei weitem sprengt.

Brautmodeläden in München und Umgebung: (nur um ein paar zu nennen)
Die Farben
Der Klassiker ist das weiße Brautkleid, das auch am einfachsten zu bekommen ist. Hin und wieder gibt es noch Kleider in Champagner-Farben oder zartem Nude & Rosé. Ausnahmen sind andere Pastelltöne, wie hellblau und zitronengelb, die auch ziemlich schwer zu finden sind.
Natürlich gehen auch alle Arten von Farben zur Hochzeit und jedes Kleid darf noch so individuell sein. Zu finden sind diese dann aber meist als Abendkleider, schickere Cocktailkleider oder Kleider für besondere Anlässe. Hier ist der Kreativität keine Grenze gesetzt.

Deine Auswahl
Es gibt so unterschiedliche Geschmäcker, wie es Brautkleider gibt. Ich rate dir bei der Brautkleid-Wahl nach deinem Geschmack zu gehen und nicht nach dem deiner Begleitung. Ich merke oft, egal ob bei der Brautkleid-Wahl oder bei der Auswahl seines täglichen Looks: Je mehr man auf den Geschmack anderer hört, umso mehr ist man verwirrt und sich selbst auch nicht treu. Jedem gefällt etwas anderes und wenn du jetzt ein Kleid trägst, das zwar deiner Mutter oder Freundin gefällt, aber dich nicht so 100% anspricht, neigt man schneller dazu, das dann doch zu nehmen und sich im Nachhinein zu ärgern, weil man nicht voll und ganz dahinter steht. Und bei dem großen Tag mit seinem/r Liebsten ist doch hier das Wichtigste, dass es um DICH geht, dass du strahlst und vor allem, dass deine Partner/in Dir gegenüber steht und nicht dem Geschmack deiner Mutter oder Freundin.
Wenn ich mit meinen Kundinnen und Kunden Shoppen gehe, und vor allem beim Brautkleid, bitte ich sie, dass wir nur zu zweit gehen. Denn jede subjektive Meinung einer anderen Person kann deine eigene Meinung beeinflussen, dich verwirren oder dich Entscheidungen treffen lassen, hinter denen du nicht zu 100% stehst, wenn auch unterbewusst.
Bei meiner Styling-Beratung unterstütze ich meine Kundinnen und Kunden ausschließlich durch fachliches Know-How und lasse meinen persönlichen Geschmack dabei außen vor: Steht das dem Typ, passt der Schnitt zur Figur, passt die Farbe zum Menschen, entspricht der Stil dem Charakter. Den Rest entscheidet der Kunde, nämlich das Wohlbefinden, über das keiner für ihn/sie entscheiden kann.
Und das kannst auch nur du für dich rausfinden, nämlich indem du das jeweilige Teil/Kleid trägst, dich anschaust und sagst "hop" oder "top". Ein „Vielleicht“ ist raus, ein „ja wäre ganz nett, wenn dieses oder jenes nicht wäre“ ist raus, ein „eine andere Farbe wäre aber schöner“ ist raus. Das Kleidungsstück und vor allem noch mehr das Brautkleid, muss zu 100% gefallen und zwar dir! Du musst dich darin wohl fühlen.
Wenn du sagst, „Wow, finde ich toll, aber ich will auch noch die anderen sehen“, dann ist das natürlich möglich, aber aus Erfahrung ist das erste Wow-Kleid auch das Kleid, das bleibt.

Deine Liste
Wenn du dir also jetzt ein Brautkleid suchen gehst, kannst du dich an dieser Liste orientieren:
Nimm eine meinungsfreie Begleitung mit, die ihren Geschmack außen vor lassen kann.
Lege ein max. Budget für dein Kleid fest. (Wirklich ein maximales Budget, was du bereit bist, für das Kleid auszugeben) Achtung: Beachte, dass in dieses Budget auch noch die Accessoires eingerechnet werden müssen, wie Schuhe, evtl. Tasche, evtl. Jacke.
Überlege, was du schon im Alltag an Kleidungsstücken nicht magst und schließe diese aus (z.B. großer Ausschnitt, Spaghetti –Träger, was dir einfällt)
Welchen Kleidungsstil hast du? (Wenn du eher der sportliche, cleane Typ bist, ist es eher unwahrscheinlich, dass du dich für ein Prinzessinnen-Kleid entscheidest)
Mache Termine für 2-3 Brautmodengeschäfte aus oder suche dir 1-2 Online-Shops raus. Achtung: Je mehr du probierst, umso verwirrter bist du am Ende und die Entscheidung fällt dir nur schwerer.
Wenn du ein Kleid probierst, frage dich, ist es ein Wow - ein Vielleicht – oder ein No. Vielleicht und No geht, Wow bleibt!
Natürlich ist jedem selbst am Ende überlassen, was er mit seinem Kleid machen möchte. Viele verkaufen es weiter oder geben es in Leihhäuser. Manche behalten es als Erinnerung.
Oft werden die Kleider am Saum dreckig, da sie bodenlang sind und den ganzen Tag am Boden schleifen. Gib es danach in die Reinigung, um es gut zu verstauen oder auch sauber weiterzuverkaufen.
Einen Zweiteiler kannst du natürlich auch nochmal tragen, auf verschieden Veranstaltungen, wie Bälle, Taufen, Geburtstage uvm.

Probieren geht über Studieren
Es gibt viel, worüber man sich vorab Gedanken machen kann, wie das perfekte Traumkleid aussehen soll und meist kommt es dann doch ganz anders. Mach dich also frei von zu vielen konkreten Vorstellung oder dem Bild im Kopf, wie es unbedingt sein soll. Geh die Suche entspannt an und mach dir keinen Druck, denn das Wichtigste auf der Hochzeit bist du, dein/e Partner/in und euer gemeinsamer Tag - wunderschön wirst du für ihn/sie sowieso sein.
Und glaub mir, die wenigsten Partner können danach noch sagen, wie dein Kleid genau ausgeschaut hat - sie wissen nur, wie du gestrahlt hast!

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Wer nun Lust bekommen hat auf sein Brautkleidshopping, aber sich unsicher ist, der kann sich professionelle Unterstützung wie Nicola an die Seite holen. Alle Infos dazu, findest du hier.
Vielen Dank, liebe Nicola für die interessanten Einblicke! Und mit deinen Tipps an der Hand wünsche ich allen Bräuten ein erfolgreiches Brautkleid-Shopping und hänge hier noch ein paar meiner Favoriten mit dran, von denen ich schon wunderbare Kleider fotografieren durfte, bzw. vom Konzept begeistert bin.
Viel Spaß und Erfolg - auf dass euch euer Anblick ein Lächeln ins Gesicht zaubert!
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